Wie sinnvoll sind Rauchwarnmelder in der Küche und welche Alternativen gibt es?
Sollen Rauchmelder in der Küche installiert werden oder besser nicht? – diese Frage stellt sich vielen Wohnungseigentümern- und Mietern spätestens bei der Planung der mittlerweile in allen Bundesländern verpflichtenden Rauchwarnmelder-Installation. Basierend auf zahlreichen Schemen die sich in Zusammenhang mit der Rauchmelderpflicht mit Mindestausstattungen und empfohlenen Ausstattungen befassen, liegt der Schluss nahe, keinen Rauchmelder in der Küche zu installieren. Außerdem haben wir in einem Praxistest verschiedene Geräte in einer offenen Wohnküche und einer geschlossenen Küche einem intensiven Test unterzogen.
Ist es unter Umständen jedoch sinnvoll Rauchwarnmelder oder alternative Brandmelder in der Küche zu installieren, und bestehen eventuelle Gegebenheiten in welchen man auch in der Küche Rauchmelder anbringen muss? Diese und einige damit zusammenhängende Fragen sollen im Folgenden ergründet und beantwortet werden. Außerdem haben wir in einem Praxistest verschiedene Geräte in einer offenen Wohnküche und einer geschlossenen Küche einem intensiven Test unterzogen. Daraus sollen Rückschlüsse gezogen werden, wie schnell die einzelnen Melder wirklich auslösen. Übrigens, sämtliche in unserem Rauch- und Funkrauchmelder Test vorgestellten und Bewerteten Modelle testen wir auch über einen Zeitraum von 4 Wochen in verschiedenen Küchen – sollte es dabei zu Auffälligkeiten gekommen sein, weisen wir in den jeweiligen Testberichten natürlich darauf hin.
Sind Rauchmelder in der Küche prinzipiell sinnvoll?
Die Küche ist heutzutage in vielen Familien nicht mehr nur der Ort, an dem Mahlzeiten zubereitet oder eingenommen werden, sondern ist häufig auch der Mittelpunkt des familiären Lebens und Zentrum der Wohnung. Neben der Essenszubereitung ist die Küche in vielen Familien ein Treffpunkt für gemütliches Zusammensein, dem erledigen von Hausaufgaben oder auch zum Lesen geworden. Die Küche ist jedoch auch der Ort an dem die meisten Brände in Privathaushalten entstehen.
Die Schadensdatenbank des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung zeigt auf, dass 39% aller untersuchter Brände in Privathaushalten ihren Ursprung in der Küche nahmen. Auf Grundlage dieser Zahlen könnte demnach jedenfalls festgehalten werden, dass Rauchmelder in der Küche wohl eine sinnvolle Sache wären – jedoch stehen dem Einbau leider auch einige Umstände entgegen. Sehen wir uns jedoch zunächst noch die Küche als Ausgangspunkt für zahlreiche Wohnungsbrände etwas genauer an.
Warum entstehen so viele Brände in der Küche?
Annähernd die Hälfte von der Küche ausgehenden Brände werden vom Küchenherd verursacht. Die Hauptursache für diese Herdbrände sind jedoch nur zu einem geringen Teil auf elektrotechnische Defekte zurückzuführen, sondern in den meisten Fällen auf „menschliches Versagen“. So wird nicht nur oftmals nach dem Kochen darauf vergessen die Herdplatte auszuschalten, sondern immer wieder werden schon gefüllte Kochtöpfe oder Pfannen mit Fett einfach vergessen – wenn der Topfinhalt dann verdampft ist, oder das Fett zu heiß wird, besteht akute Brandgefahr. Daneben sind auch Gegenstände die nahe an der Kochfläche oder direkt auf dem Herd liegen gelassen werden regelmäßig Auslöser für verheerende Wohnungsbrände.
ACHTUNG: HÖCHSTE BRANDGEFAHR
Versuchen Sie keinesfalls brennendes Fett mit Wasser zu löschen. Dadurch wird eine gewaltige Stichflamme verursachte welche im schlimmsten Fall die gesamte Küche innerhalb weniger Sekunden in Brand setzten kann. Die ungefährlichste Vorgehensweise eine brennende Pfanne oder Topf zu löschen, ist das Ersticken der Flamme mit dem Topfdeckel oder die Verwendung einer Löschdecke.
Die andere Hälfte der Küchenbände ist größtenteils auf elektrische Defekte zurückzuführen. Dies dadurch erklärbar, dass in Küchen in der Regel eine Vielzahl verschiedener Elektrogeräte zu finden sind, die auch bestimmungsgemäß meist unbeaufsichtigt betrieben werden oder generell nicht ausgeschalten werden. Dazu zählen neben dem Kühlschrank insbesondere auch Geschirrspüler, Kaffeemaschine oder Küchenmaschinen.
Das spricht gegen Rauchmelder in der Küche
In der Regel wird davon ausgegangen, dass keine Rauchmelder in der Küche installiert werden sollen. In den Bedienungsanleitungen der meisten Rauchwarnmelder-Modelle werden Küchen in der Regel auch als ungeeignete Montageorte angegeben. Auch in den einzelnen Landesbauordnungen, welche die entsprechenden Bestimmungen zur Rauchmelderpflicht enthalten, werden Küchen ebenfalls nicht als verpflichtender Einbauort erwähnt. In den jeweiligen Richtlinien für die Bundesländer Berlin und Brandenburg, in welchen prinzipiell alle Aufenthaltsräume mit Rauchwarnmeldern ausgestattet werden müssen, werden Küchen sogar explizit von dieser Verpflichtung ausgeschlossen.
Auch wenn die Küche, wie bereits eingangs erwähnt, der Ausgangspunkt für die meisten Brände in privaten Haushalten ist, gibt es ein nicht von der Hand zuweisendes Argument, dass gegen die Montage klassischer Rauchmelder in der Küche spricht: Die Gefahr möglicher Störalarme bzw. Fehlalarme ist hier nämlich besonders hoch. Der Grund hierfür liegt in der Funktionsweise gebräuchlicher Rauchwarnmelder, welche sich zur Detektion von Rauch den sogenannten Tyndall-Effekt zu Nutze machen. Dieser Effekt bezeichnet vereinfacht ausgedrückt die Streuung von Licht durch kleinste Schwebeteilchen in der Luft. In herkömmlichen fotooptischen Rauch- und Funkrauchmelder wird in der Rauchkammer ein Lichtbündel abgegeben, welches durch eintretende Rauchpartikel gestreut wird, und dadurch auf einen lichtempfindlichen Sensor trifft, welcher ab einem gewissen Schwellenwert den Alarm auslöst. Bei Interesse beachten Sie bitte dazu unsere ausführlichen Informationen zur Funktion von Rauchwarnmeldern.
Das theoretische Problem dabei ist, dass dieses Lichtbündel nicht nur durch Brandrauch, sondern beispielsweise auch durch Wasserdampf oder die typische Rauchentwicklung beim Braten von Fleisch oder anderen Lebensmitteln gestreut wird. Ab einer gewissen Konzentration wird dann natürlich unweigerlich der Rauchmelder Alarm ausgelöst.
Insbesondere Fettdämpfe beschleunigen Verschmutzung
Generell sind Rauchmelder für eine Nutzungsdauer von etwa 10 Jahren ausgelegt, einige Hersteller bieten auch Modelle an die eine Nutzungsdauer von bis zu 12 Jahren versprechen. Ab diesem Zeitpunkt ist die Verschmutzung des Melders bzw. der Rauchkammer mit der Sensorik so weit fortgeschritten, dass ein reibungsloser Betrieb nicht mehr garantiert werden kann. Rauch- und Funkrauchmelder sind in der Küche jedoch regelmäßig verschiedenen Dämpfen ausgesetzt. Auch wenn diese nicht unmittelbar zum auslösen des Alarms führen, können diese Dämpfe die Verschmutzung des Gerätes deutlich beschleunigen. Insbesondere Fettdämpfe setzten sich besonders leicht ab und können in relativ kurzer Zeit zu starken Verschmutzungen führen. Dies resultiert nicht nur in einer unter Umständen erheblich reduzierten Lebensdauer des Rauchwarnmelders, sondern kann auch zu regelmäßigen Fehlalarmen führen.
Insbesondere aus diesen Gründen werden in den Bedienungsanleitungen der meisten Rauchwarnmelder Küchen als ungeeignete Montageorte genannt. Doch was tun wenn ein Rauchmelder in der Küche von Gesetzes wegen angebracht werden muss, oder man die Küche (als einen der häufigsten Ausgangspunkt für Brände) aus freien Stücken überwachen möchte?
Wann müssen Rauchmelder in der Küche installiert werden?
In die Küche muss, in Analogie zu den Bestimmungen zur Rauchmelderpflicht in den Landesbauordnungen, dann ein Rauchmelder eingebaut werden, wenn diese auch als Fluchtweg aus Aufenthaltsräumen dient.
Hier ergeben sich, in Abhängigkeit der konkreten räumlichen Situation, verschiedene Optionen die Küche entsprechend auszustatten. Folgend soll auf einige dieser Möglichkeiten eingegangen werden, und geeignete Gerät vorgestellt werden.
Geeignete Rauchmelder für die Küche
Prinzipiell können zwei verschiedene Brandmelder-Varianten für den Einbau in Küchen empfohlen werden, und zwar Hitzemelder (oftmals auch als Wärmemelder oder Thermomelder bezeichnet) oder sogenannte küchentaugliche Rauchmelder.
Hitzemelder
Hitzemelder reagieren im Gegensatz zu klassischen Rauchwarnmeldern nicht auf Rauch, sondern messen die Umgebungstemperatur und warnen bei rascher Hitzeentwicklung oder dem Erreichen bestimmter Grenzwerte (i.d.R. etwa ab 57-58 °C). Da hier ausschließlich Thermosensoren zum Einsatz kommen, kann es unter Umständen etwas länger dauern bis Brände mit niedriger Verbrennungstemperatur (Schwelbrände) detektiert werden. Dafür haben Hitzemelder entsprechende Vorteile bei der Detektion von Bränden mit geringer Rauchentwicklung und eignen sich auf Grund ihrer Detektionsmethode sehr gut für den Einbau in Küchen. Moderne Hitzewarnmelder verfügen meist über eine fest verbaute Langzeit-Lithium-Batterie, welche eine kontinuierliche Betriebsdauer von etwa 10 Jahren ermöglichen. Zudem besteht bei einigen Modellen, wie beispielsweise dem Ei Electronics Ei603TYC, die Möglichkeit diese mit klassischen Funkrauchmeldern zu vernetzen.
Hitzemelder – Empfehlungen
Ei603C | Ei603TYC | Mumbi HM100 | Smartwares RM127K |
vernetzbar | vernetzbar | nicht vernetzbar | nicht vernetzbar |
Ansprechtemperatur bei 58 °C | Ansprechtemperatur bei 58 °C | Ansprechtemperatur ca. 60 °C | Ansprechtemperatur ca. 60 °C |
9V Alkaline-Batterie | 10-Jahres Lithiumbatterie | 9V Alkaline-Batterie | 9V Alkaline-Batterie |
Im Langzeittest seit:6 Jahre 347 Tage | Im Langzeittest seit:7 Jahre 3 Tage | Im Langzeittest seit:6 Jahre 364 Tage | Im Langzeittest seit:7 Jahre |
Preis nicht verfügbar |
€ 37,06 |
Preis nicht verfügbar |
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Zu beachten ist jedoch, dass Hitzemelder normale Rauchmelder nicht ersetzen können. Im Schlafzimmer, Kinderzimmer, Fluren sowie den meisten anderen Aufenthaltsräumen sollten Rauchwarnmelder, bzw. Brandmelder die sowohl Rauch als auch Hitze detektieren können, angebracht werden.
Küchentaugliche Rauchmelder
Alternativ können natürlich auch Rauchwarnmelder, bestenfalls ausdrücklich für die Küche geeignete Rauchmelder, eingebaut werden. Insbesondere wenn die Küche zugleich als Fluchtweg aus Aufenthaltsräumen dient, führt daran auch kein Weg vorbei. Wer herkömmliche Rauchwarnmelder installieren möchte kann dies natürlich tun – zumindest rechtlich steht dem nichts entgegen. Empfehlenswert wäre dabei jedoch, auf Modelle wie den Hekatron Genius Plus zurückzugreifen, die auch für die Montage an der Wand zugelassen sind. Durch eine Wandmontage kann nämlich das Fehlalarm-Risiko mitunter deutlich gesenkt werden.
Besser geeignet ist in mancher Hinsicht küchentaugliche Rauchmelder in der Küche anzubringen. Diese Geräte verfügen in der Regel über eine speziell konstruierte Messkammer und werten sowohl die Messdaten Hitze als auch Rauch aus. Dadurch soll gewährleistet werden, dass der Alarm nur dann ausgelöst wird, wenn es sehr konkrete Anzeichen für einen Brand gibt.
Küchentaugliche Rauchmelder – Empfehlungen
Abus RWM250 | Abus RWM450 | Pyrexx PX-1 | Pyrexx PX-1C |
Einzelrauchmelder | Funkrauchmelder | Einzelrauchmelder | Funkrauchmelder |
Bi-Sensor-Prozessor Technologie | Bi-Sensor-Prozessor Technologie | Bi-Sensor-Prozessor Technologie | Bi-Sensor-Prozessor Technologie |
Im Langzeittest seit:7 Jahre 324 Tage | Im Langzeittest seit:7 Jahre 322 Tage | Im Langzeittest seit:9 Jahre 288 Tage | Im Langzeittest seit:9 Jahre 222 Tage |
€ 29,66 |
€ 50,95 |
€ 21,95 |
€ 54,90 |
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Beachten Sie bitte, dass oftmals auch Rauchmelder mit Stummschaltfunktion als küchentauglich bezeichnet werden. Hier wird der Melder durch Betätigen der Test-Taste für einen bestimmten Zeitraum deaktiviert. Der Melder muss hier also vor dem Kochen manuell deaktiviert und je nach Modell auch wieder aktiviert werden. Zu beachten ist jedoch, dass dies nicht zwangsläufig bedeutet, dass Sensorik dieser Geräte für regelmäßige Belastungen durch Dämpfe usw. ausgelegt ist.
Zudem ist zu beachten, dass Küchentaugliche Rauchmelder gewöhnlich den Anforderungen nach DIN EN 14604 entsprechen und demnach als Rauchmelder zugelassen sind, jedoch keine Wärmemelder im Sinne der EN 54-5 darstellen.